Wissenschaftler aus China haben anhand von Daten einer groĂen Langzeitstudie untersucht, wie sich dauerhaft erhöhter Blutdruck auf das Risiko fĂŒr GedĂ€chtnisprobleme im Alter auswirkt. Sie werteten dafĂŒr zwei Gruppen von insgesamt 4.062 geistig unauffĂ€lligen Erwachsenen ab 65 Jahren aus, die im Mittel 72 bis 73 Jahre alt waren und ĂŒber bis zu 16 Jahre regelmĂ€Ăig nachuntersucht wurden. Statt nur einzelne Messungen zu betrachten, berechneten sie, wie hoch der Blutdruck im Durchschnitt ĂŒber jeweils drei Jahre lag, also wie stark und wie lange die GefĂ€Ăe einem erhöhten Druck ausgesetzt waren. In den folgenden sechs bis sieben Jahren prĂŒften sie mit standardisierten GedĂ€chtnis- und Aufmerksamkeitstests, ob sich eine kognitive BeeintrĂ€chtigung entwickelte.
Das Ergebnis war eindeutig: Je höher der ĂŒber die Jahre berechnete Blutdruck, desto hĂ€ufiger traten spĂ€tere GedĂ€chtnis- und Denkprobleme auf. Ăltere Menschen im höchsten Bereich der langfristigen Blutdruckbelastung hatten je nach Kennwert ein etwa 1,5- bis 2,5-fach erhöhtes Risiko im Vergleich zu jenen mit den niedrigsten Werten. Das galt sowohl fĂŒr den oberen Blutdruckwert, den unteren Blutdruckwert als auch fĂŒr die Differenz zwischen beiden, die als Zeichen fĂŒr steifer werdende GefĂ€Ăe gilt. Schon relativ moderate Unterschiede machten sich bemerkbar: Wer ĂŒber mehrere Jahre im Mittel einen oberen Wert von etwa 131 bis 135 Millimeter QuecksilbersĂ€ule hatte oder eine dauerhaft groĂe Spannbreite zwischen oberem und unterem Wert, entwickelte deutlich hĂ€ufiger eine kognitive BeeintrĂ€chtigung. AuffĂ€llig war zudem, dass ein sinkender unterer Blutdruck bei gleichzeitig höherem Gesamtdruck ebenfalls mit einem erhöhten Risiko einherging.
Die ZusammenhĂ€nge blieben auch bestehen, nachdem viele andere Einflussfaktoren berĂŒcksichtigt wurden, etwa Alter, Lebensstil, Vorerkrankungen und SchlafqualitĂ€t. Damit deutet vieles darauf hin, dass langfristig leicht bis mĂ€Ăig erhöhter Blutdruck ein wichtiger Baustein fĂŒr das Gehirnrisiko im Alter ist, auch wenn die Studie als Beobachtungsstudie keine endgĂŒltige Ursache-Wirkungs-Beziehung beweisen kann. EinschrĂ€nkend weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass keine Ă€rztlichen Demenzdiagnosen vorlagen, Medikamente gegen hohen Blutdruck nicht in allen Erhebungsjahren erfasst wurden und ein Teil der sehr alten und krĂ€nkeren Personen aus technischen GrĂŒnden von den Analysen ausgeschlossen werden musste. Die Gesamtergebnisse verschiedener Auswertungen waren jedoch stabil, was die Aussagekraft stĂ€rkt, dass langfristig leicht bis mĂ€Ăig erhöhter Blutdruck ein ernstzunehmender Risikofaktor fĂŒr geistigen Abbau bei Ă€lteren Menschen ist.
đĄ Was kannst Du daraus fĂŒr Dich mitnehmen?
FĂŒr Dein Gehirn zĂ€hlt nicht nur, wie Dein Blutdruck bei einer einzelnen Messung aussieht, sondern wie hoch er ĂŒber Jahre hinweg ist. Wenn Deine Werte immer wieder im leicht erhöhten Bereich liegen, zum Beispiel oberhalb von etwa 130 beim oberen Wert, oder wenn der Abstand zwischen oberem und unterem Wert sehr groĂ ist, solltest Du das mit Deiner Ărztin oder Deinem besprechen, auch wenn Du Dich subjektiv noch fit fĂŒhlst. RegelmĂ€Ăige Kontrollen helfen, schleichende Anstiege frĂŒh zu erkennen, statt sich von einem einmaligen guten Wert beruhigen zu lassen. Ziel ist es, Deinen Blutdruck langfristig im empfohlenen Bereich zu halten, denn so schĂŒtzt Du nicht nur Herz und GefĂ€Ăe, sondern offenbar auch Dein GedĂ€chtnis. Sprich offen ĂŒber alle Messwerte, die Du zu Hause oder in der Praxis sammelst, und frage nach, welche Zielwerte fĂŒr Dich sinnvoll sind. Halte vereinbarte MaĂnahmen konsequent ein, sei es eine Umstellung von Alltag, Bewegung und ErnĂ€hrung oder eine medikamentöse Behandlung. Gerade im höheren Alter lohnt sich eine gute Blutdruckeinstellung doppelt, weil sie das Risiko fĂŒr SchlaganfĂ€lle senkt und gleichzeitig Deine geistige SelbststĂ€ndigkeit möglichst lange erhĂ€lt.
đ° Zum Artikel in Zeitschrift BMC Geriatrics:
https://bmcgeriatr.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12877-025-06465-9